Die zeitlose Magie

der Schwarz-

Weiss-Fotografie

Alexander Voss | voss-photography.com

Alexander

Passionierter Schwarz-Weiss-Fotograf,
und neuerdings auch Foto-Blogger.

Unsere Welt ist farbig. Ihr Reichtum, ihre Fülle an Farben ist geradezu überwältigend.

Das menschliche Auge, so heißt es, kann ungefähr 200 Farbtöne unterscheiden, und insgesamt etwa 20 Millionen Farben wahrnehmen.

Allein die Vorstellung einer solchen Farbpalette finde ich atemberaubend!

Und ebenso atemberaubend schrecklich wäre die Vorstellung, in einer Welt ohne Farben zu leben:
Die strahlende Dramatik eines Sonnenuntergangs, der klare Glanz des Meeres an einem Sommertag, das stolze Leuchten des Herbstwalds im Abendlicht – wie unfaßbar traurig wäre all dies ohne Farben!

Und ich – ich verbringe oft Stunden und Stunden damit, die Farben in meinen Fotos in monochrome Graustufen zu konvertieren.
Warum? Warum investiere ich soviel Zeit und Mühe, um etwas Schönes und unschätzbar Wertvolles zu eliminieren?

Schwarz-Weiss-Fotografie: Rom
Schwarz-Weiss-Fotografie: Jaguar E-Type

Kunst und Magie:

Was macht Schwarz-Weiss-
Fotografie so zeitlos?

Was ist das Geheimnis ihrer
faszinierenden Ausdruckskraft?

Schwarz-Weiss-Fotografie: Berlin

Es ist schon paradox:

Die Kamera-Hersteller geben sich seit Jahrzehnten die größte Mühe, damit wir all die Farben, die uns umgeben, möglichst naturgetreu einfangen und wiedergeben können.
Kameras, Monitore, Kalibrationsgeräte – es ist ein ganzer Industriezweig entstanden, der sich der korrekten Farbwiedergabe widmet.

Doch unter Fotografen gilt ironischerweise nach wie vor Schwarz-Weiß als ‘Hohe Schule’.

Und das auch völlig zu Recht:
Wer einfach nur die Farben aus einem Foto entfernt, erhält ein Bild auf dem Niveau des S/W-Fernsehens.

Für eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Bilder braucht es Erfahrung und ein gutes Auge, denn die Umsetzung der Graustufen und Kontraste ist eine filigrane Angelegenheit.

Was aber macht Schwarz-Weiss-Fotografie so magisch und faszinierend – und zwar für Betrachter und Fotografen gleichermaßen?
Was verleiht der Schwarz-Weiß-Fotografie diese Aura zeitloser Eleganz?

Vor vielen Jahren habe ich einmal ein wirklich schönes Zitat dazu gelesen.
Ich kann mich leider weder an den Urheber noch an die Fundstelle erinnern, und die Worte darum nur sinngemäß wiedergeben:

Schwarz-Weiß-Fotografie
ist wie das Buch zu lesen,
anstatt den Film zu sehen.

Ich mag die pointierte Aussage dieses Zitats.

Allerdings – ein Schwarz-Weiß-Foto ist natürlich nicht weniger bildlich als eines in Farbe.
Im Gegenteil: Ein gutes Schwarz-Weiß-Foto muß visuell markanter, dichter, konzentrierter sein, denn allein durch die Kontraste seiner Graustufen kann es Ausdruckskraft erlangen.

Und so, denke ich, liegt die tiefere Wahrheit des Zitats wohl weniger auf der Seite des Betrachtens, sondern viel mehr beim Prozeß des Schaffens.

Schwarz-Weiss-Fotografie: Analog

Ein zeitloser Klassiker:
Analoge Schwarz-Weiß-Fotografie
im 6×6-Mittelformat.

Für mich ist S/W-Fotografie tatsächlich viel mehr Buch als Film – weil sie Phantasie erfordert, und vor allem: die Fähigkeit, zu visualisieren.
Denn ein Schwarz-Weiß-Foto entsteht nicht in der digitalen oder analogen Dunkelkammer. Es entsteht schon viel früher, es entsteht in meinem Kopf – lange, bevor ich auf den Auslöser drücke.

Natürlich braucht auch ein Farbfoto die Auseinandersetzung mit dem Motiv. Aber noch viel mehr als die Farbfotografie braucht S/W eine künstlerische Vision.

Ich muß eine visuelle Idee haben. Ich muß wissen, was ich aussagen will. Und dann kommt der schöpferische Prozeß: Wie kann ich meine Vision umsetzen, wie kann ich meine Aussage transportieren – mit den reduzierten Mitteln, die mir Graustufen bieten?

Anspruchsvolle Schwarz-Weiss-Fotografie, davon bin ich wirklich überzeugt, ist immer auch Fine Art Fotografie.

Die reduzierten Mittel, die Begrenzung des gestalterischen Instrumentariums, sie machen die künstlerische Auseinandersetzung unausweichlich – und genau hier liegt für mich das Geheimnis der Schwarz-Weiss-Fotografie!

Es ist die schöpferische Energie, die ich als Fotograf aufbringe und in meine Arbeit fließen lasse.

Diese Energie, die künstlerische Vision – das ist die Seele, die ich meinem Bild einhauche. Genau das ist dieses geheimnisvolle Element, das ein Bild beim Betrachter zum Leben erwecken kann.

Und wenn es funktioniert, dann, liebe Leserin, lieber Leser, dann spüren Sie diese Energie. Und dann schließt sich der Kreis, und das Bild und seine Seele werden durch Ihre Augen lebendig.

Das ist die wahre Magie der Schwarz-Weiss-Fotografie.